Fotografie von Dr. F. Kollmann aus
dem Jahr 1909 von einem Zweig
einer Eibe mit männlichen und
weiblichen Blütenauf derselben
Pflanze. Solche Pflanzen nennt
man einhäusig oder monözisch.
Normalerweise sind Eiben
zweigeschlechtlich (zweihäusig,
diözisch), männliche und weibliche
Blüten werden von verschiedenen
Bäumen hervorgebracht.
Während Einhäusigkeit bei
anderen Baumarten durchaus der
Normallfall ist, stellt sie bei Eiben
eine große Seltenheit dar.
Deutlich sind in der linken Hälfte des Bildes die traubenartigen männlichen Knospen, zu sehen. In der rechten
Bildhälfte erkennt man zwei becherartige Gebilde, sogenannte Arilli. Das sind die Früchte der Eibe, also das
Ergebnis von bestäubten weiblichen Blüten. Der Entwicklungszustand der männlichen Blüten lässt vermuten,
dass die Aufnahme im Mai noch vor der Ausschüttung der Pollen entstand, dass somit die beiden Arilli das
Ergebnis einer Bestäubung aus dem Vorjahr sind.
Kollmann setzte sich leidenschaftlich für den Naturschutz der Paterzeller Eiben ein, insbesondere diese
einzigartige androgyne Eibe war Ziel seiner besonderen Bemühungen. Schließlich war es auch gerade diese
botanische Rarität, die Fritz Kollmann veranlasste, sich für den Naturschutz einzusetzen. Belege dafür sind
in dem uns vorliegenden Briefwechsel zu finden:
Die Einhäusigkeit bei Eiben war auch auf der 12. Internationalen Eibentagung (30. September bis 3. Oktober 2005)
Gegenstand der Diskussion. Dort wurde von einer einhäusigen "Doppeleibe" bei Balderschwang (Oberallgäu)
berichtet (Lit.: Programm und Exkursionsführer zur 12. Internationalen Eibentagung (30. September bis 3. Oktober
2005) in Kempten S. 43.
"Die Einhäusigkeit der "Doppeleibe" wurde von DASER schon früher festgestellt, von Rößner im Frühjahr 2005
erneut bestätigt. Bei den im April 2005 (nur vom südlichen Stamm) entnommenen und in der Vase frisch
gehaltenen Zweigen entwickelten sich in den nächsten Wochen die weiblichen Blütenknospen normal, wurden
sogar befruchtet (es standen noch blühende männliche Zweige von anderen Eiben daneben!), und entwickelten
sich so gut, daß heute (7.9.2005) eine der Früchte rot und reif ist, etwa 10 andere noch frisch grün und unreif.
Die männlichen Blütenknospen dagegen blühten nicht auf, sondern vertrockneten vorher, es kam also nicht zur
Ausschüttung von Pollen. Ob diese Entwicklung auch am Baum in der Natur so abläuft, konnte nicht beobachtet
werden. Die Blütenknospen waren übrigens sehr ungleich verteilt: Auf 1 männliche Knospen kamen jeweils
10 bis 20 weibliche!"