Brief von Dr. Fritz Kollmannan den Politiker Graf Hans Veit zu Toerring-Jettenbachvom 4. Dezember 1909
Graf Toerring-Jettenbach. Bayerischer Politiker 1862 - 1929Foto aus: Friedrich Müller - "Die Woche" Berlin, Seite 1181 des Jahrgangs 1900, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21635772
Brief Dr. Kollmann vom 4.12.1909 an Graf zu Törring-JettenbachErlauchter Herr Graf! W.d.4.Dez. 1909GestattenSie,daßichIhnenmeinenehrerbietigstenDankfürIhrEintretenfürdenPaterzellerEibenwaldund fürdieÜbermittlungderAntwortdesk.StaatsministeriumsderFinanzenausspreche.DasSchreiben,dasdie Ministerialforstabteilungunterdem5.Sept.1908andenVorstandderbayer.bot.G.richtete,habeichbisher nicht gekannt. Über seinen Inhalt war ich sehr erstaunt, da er in keiner Beziehung den Tatsachen entspricht.Selbstverständlichliegtesmirvollkommenferne,dieAusführungenderk.Minist.Forst.Abt.inZweifelzu ziehen. Offenbar aber war die k. M.F.A fehlinformiert.FürsersteliegtschonderfraglicheTuffsteinbruchnichtmehrbei,sondernfastgenauinderMittedes Eibenbestandes.Dannaberistvölligunrichtig,daßernichtmehrimBetriebesteht.Eristtatsächlichimmer nochvomk.ForstamteDießenbisaufdenheutigenTaganeinenPrivatenverpachtetundwirdgeradeinden letztenJahrenvielintensiverausgebeutetalsbisher.WährenddieausdemSteinbruchgewonnenenSteine bishernuralsBaumaterialverwendetwurden,werdendieselbenjetztauchzuKalkgebranntundwurdezu diesemZweckerstimvorigenJahrevondemUnternehmereineigenerKalkofengebaut,dersicherem VernehmennachsogarinnächsterZeitvergrößertwerdensoll,damanangeblichvonautoritativerSeitedem Pächterbedeutetwurde,erkönneauchnachAblaufderPachtfrist(i.e.1911)mitneuerlichemPachtabschluß rechnen.DaßdieserSteinbruchbetriebaberdieEibengefährdetbeweistambestenderUmstand,daßihmnochvor wenigenWocheneineetwa40cmstarkeEibezumOpferfiel,weilsiederAuffahrtdesFuhrwerkesetwas unbequem im Wege stand.Nacheinermir...gewordenenMitteilungsollenübrigensauchHolzknechteEiben,dieihnenbeimAbfahren desgeschlagenenHolzesimWegestanden,umgeschlagenhabenundichhabeselbsteinenderartigen durchgesägtenStumpfmitungefähr260Jahresringengesehen.AusderMitteilung,daßindenletztenJahren EntnahmevonEibenästendurchFrevlernichtmehrwahrgenommenwurde,zuschließen,daßeinesolche auchtatsächlichnichtstattgefundenhat,wäreunrichtig.AnAllerseelenkonntemanbisindieletztenJahre aufdemFriedhofederGemeindeForstnochhäufigEibenzweigesehenundfrischabgeschnitteneZweige fandichbeimeinenhäufigenBesuchendesWaldessehroftamBodenliegen.BesonderskrasseFälle(der eine aus dem Jahr 1908) habe ich in meiner Arbeit (S. 242) erwähnt.DaßEiben,wieangeordnetwurde,allmähligfreigestelltwerden,habeichbishernochniewahrgenommen understvorwenigenWochenhatHerrGeheimratProf.Dr.v.Goebel,denichindenWaldführendurfte,sich verwundert darüber ausgesprochen, daß eine solche Freistellung bisher unterlassen wurde.VielleichtdarfichbeidieserGelegenheitauchnocherwähnen,daßHerrGeheimratv.Goebelvondem BesuchdesWaldessehrbefriedigtwarundihnals"wirklicheinesderinteressantestenVegetationsbilder,die man in Deutschland sehen kann" bezeichnete.Außerdemaberhabeichbishernichtersehenkönnen,obesAbsichtderk.M.F.A.ist,auchdenbisherigen PlenterbetriebeinzustellenunddamitdenWaldganzinseinemnatürlichenZustandzubelassen.Dasaber wäre meiner Ansicht nach das Erstrebenswerte.Verzeihen,Erlaucht,wennmeineAusführungenvielleichtetwasungebührlichlangausgefallensindund entschuldigen Sie es mit meiner Absicht und meinem Eifer einer guten und schönen Sache zu dienen.E. frl. Erg.Dr.K.[Zurück zur Literaturübersicht]