Chancen und Ziele für den Erhalt
der Paterzeller Eiben
Der Paterzeller Eibenwald im Wandel
Anfang des letzten Jahrhunderts erreichte der Weilheimer Arzt Dr. Fritz
Kollmann, dass die Eiben im Staatswalddistrikt „Brändtwald“ bei Paterzell
zum Naturdenkmal wurden. 1939 folgte die Ausweisung eines 22 Hektar
großen Naturschutzgebietes, das mit anschließenden Privatwäldern heute 88
Hektar umfasst. Das Eibenzentrum liegt aber weiterhin im staatlichen
Brändtwald. Seit den 1990er Jahren bis heute verändert sich dieser Teil des
Naturschutzgebietes gravierend: Viele der 200-300 Jahre alten Fichten sind
abgestorben und brechen zusammen. Zahlreiche vom Borkenkäfer befallene
Fichten wurden gefällt. Das Zentrum des Eibenwaldes wurde dadurch
lückiger und lichter.
Rehe und Buche contra Eibe
Im lichter gewordenen Wald stellte sich rasch die Naturverjüngung ein. Das
wurde zum Problem, denn im Gegensatz zur Naturverjüngung der Buche
oder Fichte wurde die Eibenverjüngung stark vom Rehwild verbissen. Durch
den ständigen Verbiss blieben junge Eiben im Wuchs zurück und wurden von
anderen Baumarten überwachsen. Damit zeichnete sich ab, dass die Eibe in
der neuen Waldgeneration weitgehend fehlen wird. Es drohte die
Fortsetzung eines Problems, das schon über 100 Jahre andauerte: Den
Eiben im Paterzeller Eibenwald fehlte der Nachwuchs.
Die Wende
Mit der beginnenden Auflösung des alten Waldes, begann um 1990 die
Wende: Das damals zuständige Staatliche Forstamt Weilheim setzte nun
konsequent auf den Schutz der Eibenverjüngung. Entscheidend war dabei,
dass die zuvor verpachtete Staatsjagd dem zuständigen Revierförster
übertragen wurde. Die Jagd ist seither eine Daueraufgabe, denn der rund 88
ha große staatliche Brändtwald mit dem heute rund 30 ha großen Anteil am
Naturschutzgebiet, ist umgeben von rehwildreichen Jagdrevieren. Zusätzlich
zur Verringerung des Rehwildbestandes wurden im Eibenwald Kulturzäune
zum Schutz der Eibenverjüngung gebaut. Mit den Jahren zeigte sich der
Erfolg: Eine Kartierung im „Brändtwald“ ergab im Jahr 2008 rund 650
Jungeiben deren Gipfel mit über 1,30 m dem Verbiss entwachsen waren. Im
Jahr 2018 war diese Zahl schon auf rund 2100 Jungeiben gestiegen. Seither
hat die Zahl nicht mehr verbissgefährdeter Jungeiben weiter zugenommen.
Auf Zäune wird nun verzichtet. Es reicht, einzelne Eiben gegen Verbiss zu
schützen. Im Privatwald -und damit auf der überwiegenden Fläche des
Naturschutzgebietes- scheitert die Verjüngung der Eibe immer noch am
Wildverbiss.
„Wildnis“ Eibenwald
Im staatlichen Teil des Naturschutzgebietes „Paterzeller Eibenwald“ ist der
Totholzanteil außergewöhnlich hoch. Das damals zuständige Forstamt
Weilheim verzichtete lange Zeit darauf, alle Windwürfe sowie tote und
absterbende Bäume zu nutzen. Stellenweise entwickelte sich dadurch eine
totholzreiche Waldwildnis, in der natürliche Prozesse ungestört ablaufen
können. Das macht den Eibenwald heute zusätzlich interessant und wichtig
für den Erhalt der Biodiversität. Ende 2020 wurden bayernweit im Staatsforst
„Naturwälder“ ausgewiesen. Darunter der 30 Hektar große staatliche Teil des
Naturschutzgebietes. Der Eibenwald wurde forstwirtschaftlich schon bisher
nur noch wenig genutzt. Im Naturwald Eibenwald ist die forstwirtschaftliche
Nutzung nun ganz eingestellt. Auch im Eibenwald soll sich ungestört eine
Wildnis entwickeln und sie soll für Besucher erlebbar sein. Dem kommt
entgegen, dass es im Eibenwald auch weiterhin keine Betretungsverbote
gibt. Essentiell für den Eibenwald ist, dass auch im Naturwald die Jagd
erlaubt bleibt. Allerdings hat in einem Naturwald grundsätzlich auch jegliche
aktive Maßnahme zur Waldverjüngung zu unterbleiben. Für den Eibenwald
sind aber Ausnahmen nötig, denn junge Eiben haben auf wachsendem Tuff
oder im nassen Bruchwald ohne zusätzlichen Verbissschutz wenig
Überlebenschancen. Dabei sind gerade die Eiben auf solchen
Extremstandorten eine schützenswerte Besonderheit des Paterzeller
Waldes.
Neue Zuständigkeiten
Bisher war der Forstbetrieb Landsberg mit seinem Revier Wessobrunn für
den staatlichen Teil des Naturschutzgebietes Paterzeller Eibenwald
verantwortlich. Seit Ende 2020 ist außer den Bayer. Staatsforsten auch die
Staatliche Forstverwaltung zuständig. Sie ist bayernweit mit der Betreuung
der Naturwälder beauftragt. Während das Unternehmen Bayer. Staatsforsten
auf eine möglichst profitable Forstwirtschaft ausgerichtet ist, stellt die
Staatliche Forstverwaltung Gelder aus dem Staatshaushalt für den
Naturschutz und den Besucherpfad zur Verfügung. Es ist zu hoffen, dass
Forstbetrieb, Forstverwaltung und die Naturschutzverwaltung ermöglichen,
dass in der neuen Waldgeneration weiterhin die Eibe ihren Platz bekommt.
Bild 1: Stürme und Borkenkäfer haben den Paterzeller Eibenwald
aufgelichtet.
Bild 2: Im aufgelichteten Eibenwald verjüngt sich besonders die
Buche.
Bild 3: Ohne Wildverbiss kann sich die Eibenverjüngung auch in
der Buchenverjüngung behaupten.
Bild 4: Vor Wildverbiss geschützt, verjüngt sich die Eibe auch
auf Nassstellen mit Tuffbildung.
Bild 5: Rechts des Pfades die Naturverjüngung der Eibe in
einem ehemaligen Zaun. Links davon entwachsen einzelne
Eiben heute ohne Zaunschutz dem Verbiss der Rehe.
von Revierleiter i.R. Kurt Zeimentz
Herr
Zeimentz
war
von
1986
bis
2008
als
Revierförster
für
den
Eibenwald
zuständig.
Für
seine
langjährigen
Verdienste
um
den
Schutz
und
Erhalt
des
Paterzeller
Eibenwaldes
wurde
ihm
vom „Verein der Eibenfreunde“ der „Goldene Eibenzweig" verliehen.