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Homepage von Erika und Albert Kollmann
Paterzeller Eibenwald
Dr. Fritz Kollmann (1871 -1957) - der Entdecker des Paterzeller Eibenwaldes
(Kurzfassung eines Vortrages, gehalten von Dr. Albert Kollmann auf der 12. int. Eibentagung in Kempten am 30.10.2005)
Dr. Fritz Kollmann (1871 - 1957) (Selbstportrait, fotografiert um 1935)
Das Ehepaar: Emmy, geb. Baur von Breitenfeld und Dr. Fritz Kollmann um 1900
"Eibe mit Henkel" Photo ca. 1907 Neben der Eibe Albert Kollmann (sen.), der Sohn des Entdeckers im Alter von ca. 9 Jahren
"Besonders mächtige Eibe" Aufnahme ca. 1907. Neben der Eibe Emmy Kollmann, geb. Baur von Breitenfeld, die Ehefrau des Entdeckers
"Der Eibenwald von Paterzell" verfasst von Dr. Fritz Kollmann 1924 in den Ammersee Heimatblättern
Postkarte Vorder- und Rückseite) geschrieben von dem berühmten "deutschen Darwin" Professor Dr. Ernst Haeckel an Fritz Kollmann im Jahre 1908
Fritz Kollmann als Bergsteiger. Rast auf dem Gipfel der Riffelwandspitze (2626m ü.d.M.) im Zugspitzmassiv.
Aquarell von Prof. G. Dunzinger 1935 Chrysanthemum coronopifolium Entwurf für das geplante Alpenpflanzen-Buch von F. Kollmann Beschriftung: leg. Fritz Kollmann Knorrhütte gez. 29. Aug. 1939
Mein Großvater Dr. Fritz Kollmann wurde im Jahre 1871 in Wolnzach geboren. Seine Kindheit verlebte er in der Hallertau. Dort weckte der Vater, von Beruf Apotheker, bereits in jungen Jahren in dem kleinen Sohn Fritz die Liebe zu den Pflanzen. Nach der Gymnasialzeit in Neuburg an der Donau studierte Fritz Kollmann Medizin in München. Sein besonderes Interesse galt dabei der Bakteriologie und der Psychiatrie, darüber hinaus gehörte zum Medizinstudium damals auch eine besonders gründliche Ausbildung in Botanik. Nach seiner Approbation im Jahre 1897 ließ er sich in Weilheim als praktischer Arzt und Bahnarzt nieder und heiratete noch im selben Jahr Baroness Emmy Baur von Breitenfeld. Im Jahr 1898 wurde dem Paar ein Sohn geschenkt, im Jahre 1905 eine Tochter. Die Tätigkeit eines Arztes war auch damals schon recht zeitintensiv, dennoch ließ Fritz Kollmann seine besonderen Interessen und Neigungen, die Botanik und später besonders das Bergsteigen, nie zu kurz kommen. Die tägliche Sprechzeit dauerte von 13-14 Uhr, also tatsächlich nur eine einzige Stunde am Tag, die übrige Zeit des Tages war hauptsächlich mit Hausbesuchen bei den Patienten angefüllt, die mein Großvater mit dem Fahrrad unternahm. Oft genug artete eine Radtour zu einem Patienten zu einer richtigen botanischen Exkursion aus, die er nicht selten auch zusammen mit seinem Sohn unternahm. Zum Einzugsgebiet des Weilheimer Arztes gehörten auch entlegenere Dörfer, wie z.B. das etwa 10 km entfernte Paterzell. Eines Tages im Jahre 1907 durchquerte Fritz Kollmann auf der Fahrt zu einem Patienten den dunklen Wald bei Paterzell und bemerkte als Pflanzenkenner schnell, dass in diesem Wald außerordentlich viele Eiben wuchsen. Die botanischen Kenntnisse und sein Hang zur wissenschaftlichen Gründlichkeit waren es, die Fritz Kollmann veranlassten, über das Eibenvorkommen in Paterzell nähere Forschungen anzustellen. Schnell fand er heraus, dass den Eiben von Paterzell bis zu diesem Zeitpunkt kaum Beachtung geschenkt wurde und dass es noch keine Veröffentlichungen darüber gab. Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme und Kartierung wurde es Fritz Kollmann klar, dass es sich um das größte kompakte Eibenvorkommen Deutschlands handelte, was ihn ab 1908 dazu veranlasste, in mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf die Besonderheit und Schutzwürdigkeit des Bestandes hinzuweisen. Mit diesen Veröffentlichungen wurde er zum Entdecker, richtiger sollte man vielleicht sagen: zum ersten wissenschaftlichen Beschreiber des Paterzeller Eibenwaldes. Seine besonderen Bemühungen richtete Fritz Kollmann darauf, den Eibenwald unter Naturschutz zu stellen. In zahlreichen Briefen an bekannte Biologie-Größen, wie den "deutschen Darwin" Ernst Haeckel, an die Bayerische botanische Gesellschaft und besonders an das königlich bayerische Staatsministerium der Finanzen (zuständig für Forstangelegenheiten) forderte er, das Eibenvorkommen von Paterzell unter Naturschutz zu stellen. Wie anstrengend der Kampf mit den bayerischen Behörden war, lässt sich aus dem uns vorliegenden Schriftwechsel sehr eindrucksvoll entnehmen. Zu welchem Zeitpunkt genau die Bemühungen von Fritz Kollmann zum Erfolg führten, lässt sich heute nicht mehr genau klären. Da jedoch dokumentiert ist (vgl. Zeitungsnotiz im Weilheimer Tagblatt vom 11.8.1956 ), dass die Forstbehörden erst auf die besonders wohlwollende Fürsprache der naturverbundenen Königin Therese (der Frau von König Ludwig III von Bayern) reagierte, lässt sich die Umwidmung zum Naturschutzgebiet auf die Jahre 1913 bis 1918 eingrenzen, der Regierungszeit von König Ludwig III. In den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Fritz Kollmann zu einem leidenschaftlichen Bergsteiger und zu einem überragenden Kenner der Alpenpflanzen. In diesen Jahren galt sein ganzes Interesse den Bergen und Pflanzen. In den Jahren 1937 bis 1940 arbeitete er zusammen mit dem bekannten Kunstmaler Prof. Gustav Dunzinger an einer Flora der Alpenpflanzen, die allerdings wegen des vorzeitigen Todes von Prof. Dunzinger nie fertiggestellt werden konnte. Eine ganze Mappe von großartigen Zeichnungen und Aquarellen von Dunzinger, die dieser nach den von Fritz Kollmann gesammelten Alpenpflanzen anfertigte, gehört heute zum wohlgehüteten Schatz meiner Sammlung. Im Jahre 1951 feierte die Alpenvereins-Sektion Weilheim mit einer großen Festveranstaltung den 80. Geburtstag des Jubilars und ehrte seine besonderen Bemühungen um den Naturschutz. Im Jahre 1957 verstarb Fritz Kollmann im Alter von 86 Jahren in Weilheim.