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Homepage von Erika und Albert Kollmann
Paterzeller Eibenwald
Weilheimer Tagblatt vom 11.8.1956 Er entdeckte den Eibenwald von Paterzell Dr. Fritz Kollmann feierte 85. Geburtstag über 700 Gipfel stehen in seinem Tourenbuch Weilheim (red). Der Senior der Weilheimer Ärzte, Dr. Fritz Kollmann, feierte dieser Tage seinen 85. Geburtstag. Er ist weit über die Kreisstadt hin aus als Arzt, Bergsteiger und Naturforscher bekannt. Noch heute ist Dr. Kollmann in seiner Praxis tätig. Dr. Fritz Kollmann entstammt einer alten Ärzte familie. Bereits sein Großvater widmete sich dem Arztberuf, sein Sohn ist bekannter Kinderarzt in Nürnberg und seine Enkelin, zur Zeit noch Gymnasiastin, will ebenfalls Medizin studieren. „Nur mein Vater ist aus der Art geschlagen" meint der Jubilar lächelnd, „er brachte es “nur” zum Apotheker". Dr. Kollmann stammt aus Wolnzach, der Hopfenmetro pole in der Hallertau, studierte in München u. a. bei Prof. Buchner, dem Nachfolger Pettenkofers und kam als praktischer Arzt 1897 nach Weilheim. Da mals waren in der Kreisstadt drei Ärzte tätig. „Eigentlich wollte ich Facharzt werden, mein beson deres Interesse galt der Bakteriologie und der Psy chiatrie". Aber dann ergab es sich eben rein zufällig, daß in Weilheim eine Arztstelle frei war. Dr. Koll mann ergriff sie und blieb seither unserer Stadt treu. Als Arzt und als Mensch hat er sich seither viele Freunde erworben. Neben seinem Beruf galt seine ganze Liebe der Natur. Mit 43 Jahren ging Dr. Kollmann zum ersten Mal in die Berge. „Später verleitete mich mein Schwiegersohn auch noch zum Klettern", erzählt der rüstige Jubilar, der noch 1953 seine letzten größeren Touren unternahm. Der Große Waxenstein und das Karwendel sind seine Lieblingsberge unter den 700 schweren und schwersten Gipfeln, die in seinem Tourenbuch stehen. In den Bergen begann Dr. Kollmann dann zu botanisieren, Prof. Dunzinger gab ihm die Anregung dazu. Seinen Wanderungen ist auch die Entdeckung zahlreicher hochalpiner Pflanzen zu verdanken. Außerordentliche Verdienste hat sich Dr. Fritz Kollmann um die Alpenvereinssektion Weilheim er worben. Sie ernannte ihn anläßlich seines 80. Ge burtstages zum Ehrenmitglied. Er gründete 1920 die Bergsteigerriege, um der Sektion wieder einen festen Stamm von Bergsteigern zu sichern. Der Erfolg blieb nicht aus. Die Tourenberichte jener Zeit melden eine Vielzahl bedeutender Bergfahrten. In Wort und Schrift hat Dr. Kollmann darüber hinaus seine große Liebe zur Natur und zu den Bergen offenbart. Erst vor wenigen Wochen, als die Weilheimer Sektion ihren 75. Geburtstag feierte, wurde Dr. Kollmanns Chronik der Sektion vorgetragen. Aber nicht nur in den Bergen betrieb Dr. Kollmann seine Forschungen. Ihm ist, als sehr wesentliches Verdienst, die Entdeckung des Paterzeller Eibenwal des zu verdanken. Ehe er 1908 seine umfangreichen Studien über dieses Kleinod unserer engeren Heimat veröffentlichte, war in der gesamten Literatur nichts über den Eibenwald zu finden, lediglich von zwei Eiben bei Zellsee war die Rede. Daß es zweitausend Eiben sind, machte erst Dr. Kollmann der Öffentlich keit bekannt. Sie sollten, wenn es nach dem Wunsch des damaligen Dießener Forstamtes gegangen wäre, geschlagen werden, weil sie „unrentabel“ seien. Dr. Kollmann ist es mit zu verdanken, daß sich schließ lich Königin Therese, die Gattin Ludwigs III in die sen Kampf einschaltete und die Bemühungen der Bo tanischen Gesellschaft, der auch Dr. Kollmann an gehört, den Eibenwald zum Naturschutzgebiet zu er klären, Erfolg hatten . „Nicht zu verhindern war dagegen, daß die vielen schönen Hochmoore mit ihrem unendlichen Pflanzenreichtum verschwunden sind“ sagt Dr. Kollmann. Er erinnert sich noch, wie beispielsweise die Ufer. des Jakobsees bei Polling oder das Gebiet um die Butterbergalm ein einziger blauer Strauß von Pulsatillen waren, die man heute so gut wie überhaupt nicht mehr findet. Einige Jahre war der Jubilar auch Gemeindebe vollmächtigter von Weilheim. Dieses Gremium, eine Art „zweites Parlament" neben dem Stadtrat, setzte sich ebenfalls aus 20 Bürgern zusammen. Er ver wandte sich übrigens damals vergeblich dafür, daß die Stadt das gesamte Gelände um den Dietlhofer See mit allen Rechten erwirbt. Einen Wunsch sprach Dr. Kollmann noch aus, als er uns einige Tage vor seinem 85. Geburtstag aus seinem Leben erzählte: er wolle diesen Festtag, mög lichst ungestört, nur im Kreis seiner Familie bege hen. Weil wir diesen Wunsch respektieren, kommen unsere herzlichen Glückwünsche um drei Tage ver spätet.