Sonderabdruck
aus
Mitteilungen
II.
Bd.
Nr.
8
der
Bayer.
Bot.
Ges.
zur
Erforschung
der
heim.
Flora
(1908).
Eiben in der bayerischen Hochebene.
Von Dr. F. Kollmann
in Weilheim.
Als
das
eibenreichste
Land
Deutschlands
dürfen
wir
heute
wohl
Bayern
bezeichnen.
Hier
findet
sich
die
Eibe
im
bayerischen
Walde,
dann
zahlreich
auf
den
Höhen
des
Jura
von
Nürnberg
abwärts
bis
zum
Frankenwalde,
auf
den
Jurahängen
bei
Kelheim
und
Regensburg
und
weit
verbreitet
auch
im
ganzen
Alpenzuge
vom
Bodensee
bis
zum
Königssee,
darunter
auch
prächtige
alte
Exemplare
wie
die
bekannte
im
Bärgündeletal
und
am
Seelenkopf
in
der
Nähe
des
Hochgrates,
wo
erst
in
jüngster
Zeit
eine
Eibe
mit
4,40
m
Umfang
und
7
m
Höhe,
die
wohl
die
stärkste
Eibe
Deutschlands
darstellt,
gefunden
wurde.
Aber
auch
auf
der
dem
Alpenzuge
vorgelagerten
bayerischen
Hochebene
treffen
wir
noch
manche
interessante
Eibenstandorte,
für
die
allerdings
die
alten
Angaben
Sendtners
nicht
mehr
zutreffen.
Bei
dem
Interesse,
das
gerade
in
jüngster
Zeit
der
Eibenverbreitung
entgegengebracht
wird,
mag
es
von einigem Werte sein, diese Angaben für die Jetztzeit richtig zu stellen.
Sendtner
gibt
für
die
Hochebene
keinen
Fundort
östlich
des
Inn
an
und
doch
ist
die
Eibe
in
den
Vorbergen
südöstlich
von
Rosenheim
nicht
selten,
wenn
auch
nur
in
kleineren
Bäumen
oder
Sträuchern
anzutreffen.
Ferner
findet
sie
sich
in
den
Wäldern
auf
der
Nordseite
des
Teisenberges
bei
Teisendorf
in
zwar
nicht
zahlreichen,
aber
bis
4
m
hohen
Exemplaren,
die
auf
gelblich
lehmiger
Unterlage
stehen,
weiterhin
im
Forstholz
bei
Fridolfing
im
Bezirke
Tittmoning
und
bei
Traunstein,
hier
allerdings
in
den
Staatswaldungen
nur
in
einem
einzigen
ca.
4
m
hohen
Exemplare
im
Alluvium
der
Traun.
Für
das
Mangfallgebiet
wurde
das
Vorkommen
in
der
Gegend
von
Irschenberg
und
Au
(z.
B.
im
Leitnergraben
und
in
größerer
Zahl
südlich
vom
Eckersberg)
in
einer
Meereshöhe
von
ca.
600
m
von
Herrn
Hauptlehrer
Schinnerl
und
auf
einer
Exkursion
der
Bayerischen
Botanischen
Gesellschaft
im
Jahre
1908
festgestellt.
Auch
im
niederbayerischen
Flach-
und
Hügellande
findet
sich
die
Eibe
nach
Raesfeldt
vereinzeint
da
und
dort
am
Waldesrande
oder
in
wenig
zugänglichen
Waldungen,
,,aber
weder
ein
häufiges
Vorkommen
noch
stärkere
Exemplare
verdienen
besonderer
Erwähnung".
Vereinzelt
findet
sie
sich
auch
in
der
Umgegend
von
Landshut
an
den
Bergabhängen
zwischen
Schönbrunn
und
Stallwang
gegen
Wolfstein
und
in
der
Gegend
von
Deutenkofen
und
Frauenberg.
Westlich
der
Isar
ist
für
die
bayerische
Hochebene
als
Eibenstandort
von
Weber
1850
Schäftlarn
angegeben,
doch
scheint
sie
dort
in
neuerer
Zeit
nicht
mehr
gefunden
worden
zu
sein.
Sendtner
gibt
die Eibe weiter an für den Anzinger Forst, Andechs, Utting und Zellsee.
Diese
Sendtnerschen
Angaben
bedürfen
nun
alle
einer
Korrektur.
Im
Anzinger
Forste
kommt
die
Eibe
heute
nicht
mehr
vor;
wahrscheinlich
sind
die
früher
dort
gestandenen
Bäume
Ende
der
achtziger
Jahre
den
Nonnenfraßarbeiten
zum
Opfer
gefallen.
Auch
in
der
Umgegend
von
Utting
ist
von
einem
urwüchsigen
Vorkommen
von
Taxus
nichts
mehr
bekannt,
wenn
sich
auch
schöne
Eiben
in
der
Nähe
noch
in
Gärten
und
Parks
angepflanzt
finden.
Ebensowenig
mehr
kommt
die
Eibe
bei
Andechs
vor,
wo
früher
ein
schöner
Bestand
gestanden
haben
soll.
Trotz
eifriger
Nachforschung
konnte
sie
dort
nirgends mehr festgestellt werden.
Dagegen
gelang
es
mir
an
dem
zuletzt
erwähnten
Standorte
Sendtners
am
Zellsee
die
Eibe wieder
aufzufinden
und
zwar
in
einem
Bestände
von
bisher nicht gekannter Größe und Schönheit.
Schonger
kannte
aus
dem
Jahre
1840
dort
"nur
zwei
sehr
alte
Eiben.
In
Wirklichkeit
beträgt
aber
deren
Zahl
noch
Hunderte.
Der
Zellsee,
an
dessen
Ufer
sie
einst
standen,
ist
heutzutage
verschwunden,
er
ist
fast
vollkommen
ausgetrocknet
und
stellt
heute
ein
mäßig
breites,
sumpfiges,
mit
Rohr
und
Riedgras
bestandenesTal
dar.
An
der
westlichen
Seite
dieses
Tales
erheben
sich
die
sogenannten
Forster
Höhen,
ein
Höhenrücken,
der
in
einer
mittleren
Meereshöhe
von
750
m
als
Ausläufer
.des
Hohen
Peißenberges
nach
Norden
hinzieht.
Auf
dem
Plateau
dieses
Rückens
liegt
in
Einzelnhöfen
zerstreut
die
Gemeinde
Forst
(St.
Leonhard)
und
am
östlichen
Abhang
die
ebenfalls zur . Gemeinde Forst gehörende
Abb.
Eibe
bei
Paterzell.
Höhe
12
m,
Umfang
2,64 m.
Ortschaft
Paterzell.
Direkt
an
diesen
nur
aus
wenigen
Häusern
bestehenden
Ort
schließt
sich
im
Norden
ein
die
steil
abfallenden
Höhen
bedeckender
Wald
an,
der
in
einer
Meereshöhe
von
620—700
m
zahlreiche
Eiben
birgt.
Er
steht
zum
Teile
auf
Nagelfluh,
zum
Teile
auf
Tuffkalk,
der
auch
gegenwärtig
durch
Ausscheiden
des
Kalkes
aus
den
stark
kalkhaltigen
Quellen
immer
noch
in
weiterer
Bildung
begriffen
ist
und
in
der
Mitte
des
Waldes
in
einem
Steinbruche
ausgebeutet
wird.
Der
Flächeninhalt
des
Teiles,
auf
dem
die
Eiben
stehen,
beträgt
etwa
½
qkm.
Der
ganze
Wald,
namentlich
aber
sein
unterer,
allmählich
zur
Talsohle
abfallender
Teil,
ist
sehr
feucht,
stellenweise
sogar
direkt
sumpfig
und
vornehmlich
mit,
Fichten,
untermischt
mit
Eiben
bestanden.
Darunter
mischen
sich
auch
einige
Buchen
und
Ulmen
und
ein
paar
alte
Pappeln.
An
den
Rändern
und
namentlich
entlang
eines
im
unteren
Teile
fließenden
Bächleins
steht
zahlreich
Alnus
glutinosa.
Die
Bäume
sind
meist
stark
mit
Moosen
und
Flechten
bedeckt,
die
Gipfel
oft
abgebrochen,
Äste
heruntergerissen
und
am
Boden
liegend
—
das
Bild
einer
kleinen
Wildnis.
Dazu
kommt
an
manchen
Stellen
dichtes
Unterholz
von
Berberis,
Ligustrum
und
Cornus,
so
daß
oft
das
Vordringen
erschwert
wird.
An
krautartigen
Pflanzen
findet
sich
besonders
zahlreich
Heidel-
und
Preiselbeere,
Mercurialis
perennis,
dann
namentlich
im
unteren
Teile
Galium
rotundifolium
und
in
großer
Zahl
Cardamine
trifolia,
Eupatorium
Cannabinum,
Gentiana
asclepiadea,
auch
Prenanthes
purpurea
und
Cephalanthera
rubra,
an
Riedgräsern
namentlich
Carex
alba
in
großer
Menge
und
zahlreich
auch
Carex
remota
und
Carex
maxima.
Die
Eiben
stehen
in
diesem
Walde
meist
vereinzeint,
seltener
in
Gruppen
von
2
—3
Stämmen
als
Zwischenholz
unter
den
übrigen
Bäumen
und
zeigen
durchweg
die
Baumform.
Genaue
Angaben
über
ihre
Zahl
vermag
ich
nicht
zu
geben.
Im
oberen
Teile
des
Waldeshabe
ich
ihrer
250
gezählt;
ebenso
viele
stehen
aber
auch
sicher
in
den
unteren
Waldpartien,
wozu
dann
noch
der
junge
Nachwuchs
namentlich
am
Süd-und
Nordende
des
Waldes
käme,
auffallenderweise
an
Stellen,
wo
die
älteren
Bäume
fehlen
oder
doch
seltener
werden.
Männliche
und
weibliche
Exemplare
finden
sich
in
annähernd
gleicher
Zahl
und
die
weiblichen
pflegen
Herbste
meist
auch
zahlreich
zu
fruchten.
Ein
großer
Teil
der
Bäume
zeigt
die
bekannten
durch
Cecidomya
taxi
verursachten
Triebspitzengallen
und
zwar
sowohl
an
weiblichen
wie
an
männlichen
Exemplaren,.
was
ich
Löwe
und
Jaenike
gegenüber,
die
glauben,
daß
der
männliche
Baum
immer
verschont
bliebe
,
feststellen
möchte.
Wie
bei
den
in
dichtem
Bestande
wachsenden
Eiben
nicht
anders
zu
erwarten,
ist
die
Wuchsform
derselben
eine
unregelmäßige.
Regelmäßig
gebaute,
weit
ausgebreitete
Kronen
finden
sich
deshalb
überhaupt
nicht;
die
Astbildung
beginnt
meist
in
einer
Höhe
von
ca.
2
m
und
sehr
oft
gabelt
sich
der
Baum
in
dieser
Höhe
in
zwei
annähernd
gleiche
Gipfel.
Der
Stamm
ist
oft
zerrissen,
in
einem
Falle
vollkommen
in
zwei
Hälften
gespalten
,
häufig
spannrückig
und
auch
kernfaul und in seinem Moder wuchert ein Blätterpilz —
Mycaena polygramma.
Mancher
der
Bäume
hat
durch
Sturm
und
Wetter,
mancher
auch
durch
frevelnde
Menschenhand
seine
Krone
eingebüßt,
manchem
wurden
die
Äste
geknickt
und
verstümmelt,
aber
trotzdem
regt
sich
in
der
überaus
weiten
Mehrzahl
ein
frisches
Leben,
sie
grünen
und
blühen
fröhlich
weiter
und
kahle,
abgestorbene
Ruinen
sind
ganz
verschwindende
Seltenheiten.
Die
stärkste
Eibe
dieses
Bestandes
hat
einen Umfang von 2,64 m in Brusthöhe, die nächst kleinere maß 2,50 m, eine dritte 2,48 m im
Umfange.
Stämme
mit
mehr
als
2
m
Umfang
habe
ich
außerdem
noch
8,
solche
mit
einem
Umfange
von
1,60
m
bis
2
m
fast
ebenso
viele
gemessen.
Jedenfalls
aber
stehen
in
diesen
Stockdimensionen
noch
mehr
in
dem
betreffenden
Walde,
als
ich
gemessen
habe.
Die
große
Mehrzahl
der
Eiben
hat
einen
Stammumfang
von
50—150
cm;
doch
fehlen
auch
schwächere
Exemplare
nicht
und
auch
junger
Nachwuchs
von
Bäumchen
mit
½
und
1
m
Höhe
ist
da
und
dort
vorhanden.Sind
wir
nun
schon
erstaunt
so
starke
Eiben
in
einer
solchen
Anzahl
beisammen
stehend
zu
finden
—
meines
Wissens
findet
sich
ein
derartiger
Bestand
sonst
nirgends
mehr
in
Deutschland,
auch
nicht
im
Harz
und
im
Cisbusch
oder
in
der
Rhön
—
so
müssen
wir
noch
mehr
die
Höhe
der
Bäume
bewundern,
die
wir
bei
den
übrigen
urwüchsigen
Eiben
Deutschlands
auch
nicht
annähernd treffen.
Abb.
Eibe
bei
Paterzell
mit
künstlicher
Öffnung
(21
:
12
cm),
die
vielleicht
zum
Verbergen von Gegenständen diente.
Als
höchste
galt
bisher
eine
im
Cisbusch
stehende
mit
13,1
m
Höhe.
Im
Walde
bei
Paterzell
aber
maß
ich
—
mit
Hilfe
eines
Winkelmessers
—
Höhen
von
11,20.m,
11,80
m,
12,30
m,
13,50
m,
zweimal
15
m,
einmal
16
m
und
einmal
sogar
etwas
über
18
m;
das
sind
Zahlen,
die
den
höchsten
bekannten aus der Normandie (etwas über 18 m) und Englands (19,82 m) nahe kommen.
Alles
in
allem
genommen
darf
man
also
wohl
den
Bestand
von
Taxus
baccata
bei
Paterzell
als
einen
der
bemerkenswertesten
Deutschlands,
wenn
nicht
als
den
großartigsten
überhaupt,
betrachten
und
man
kann
nur
wünschen,
daß
dieser
Bestand
in
seiner
eigenartigen
Schönheit
auch
für
die
Zukunft
erhalten bleibt.
Anschließend
will
ich
nur
noch
über
einige
weitere
Fundorte
in
der
Umgebung
Weilheims
berichten,
die bisher noch nicht bekannt waren.
Eine
größere
Anzahl
von
Eiben
—
ich
habe
deren
etwa
30
gezählt,
doch
sind
wahrscheinlich
in
den
von
mir
nicht
begangenen
Teilen
des
Fundortes
noch
weitere
vorhanden
—
findet
sich
auch
im
sogenannten
Eyachgraben
bei
Eyach
östlich
von
der
Bahnstation
Huglfing
und
südlich
von
Weilheim.
Der
Eyachgraben
ist
das
in
Molassesandstein
bis
über
50
m
tief
eingerissene
Bett
eines
kleinen
in
die
Ammer
mündenden
Baches,
der
Eyach.
Die
Abhänge
dieser
Schlucht
sind
vorzüglich
mit
Fichten,
einzelnen
Tannen
und
Buchen
und
als
Unterholz
mit
Weiden,
Weißdorn
und
Liguster
bestanden;
von
krautartigen
Pflanzen
ist
besonders
der
Frauenschuh
erwähnenswert,
der
sich
dort
in
zahlreichen
Exemplaren
findet.
Die
mittlere
Meereshöhe,
in
der
hier
die
Eiben
stehen,
beträgt
600—630
m.
Wie
bei
Paterzell
ist
auch
hier
die
herrschende
Form
die
Baumform.
Strauchartig
habe
ich
nur
eine
einzige
über
3
m
hohe
Eibe
gefunden.
Die
baumförmigen
sind
bei
Eyach
meist
klein,
1—2
m
hoch,
nur
am
Wege,
der
von
Eyach
zum
Weiler
St.
Nikolaus
führt,
stehen
ein
paar
größere
von
4—5
m
Höhe.
Fast
alle
Eiben,
namentlich
aber
die
höheren,
sind
in
einer
geradezu
entsetzlichen
Weise
verstümmelt, so daß sie fast keinen einzigen über ½ m langen Seitenast tragen.
Von
diesem
Orte
stammt
vielleicht
auch
ein
Eibenbusch,
der
im
Alluvium
der
Ammer
unterhalb
des
Gutshofes
Berghof
zwischen
Fichten
und
Cornus
sanguinca
steht.
Er
ist
bis
zu
2
m
hoch
und
bedeckt
eine
Fläche
von
ca.
50—
60
qm.
Die
Äste
liegen
zum
großen
Teil
wie
die
einer
Legföhre
dem
Boden
auf.
Dank
dem
Verständnis
und
Entgegenkommen
des
Besitzers
wird
dieser
Strauch,
der
durch
Abholzen
seiner
Umgebung
bereits
gefährdet
war,
erhalten
bleiben.
Eine
einzelne
ca.
20
cm
im
Durchmesser
haltende
Eibe
steht
auch
auf
der
Anhöhe
südlich
vom
Staffelsee
in
der
Gemeinde
Seehausen
bei
Murnau
und
einige
weitere,
über
deren
Zahl
und
Stärke
mir
nähere
Angaben
fehlen,
bei Großweil zwischen Murnau und dem Kochelsee.