 
  
 
 
  Klassenfoto 1953
  Aufgenommen im sog. Schulgarten
  (Im Hintergrund das Opernhaus)
 
 
 
  Schulgebäude bis 1959 an der 
  Frauentormauer Nürnberg
  (Zeichnung M. Jais)
 
 
 
  Klassenfoto 1961 
  Aufgenommen am Eingang des
  neuen Schulhauses Weddigenstr.
 
 
 
  
  
  
  
  
 
  Klassentreffen 2001 in Nürnberg
 
  
 
  Grußwort  zum 40. Abiturjubiläum (gehalten am 30.6.2001 in der Gaststätte "Petzengarten)
  Liebe Klasskameraden, liebe Angehörigen und Gäste,
  Ich
  danke
  euch,
  dass
  ihr
  meinem
  Aufruf
  gefolgt
  seid
  und
  in
  so
  großer
  Anzahl
  heute
  zu
  unserem
  Klassentreffen 
  zusammengekommen seid. Zum 40. mal jährt sich unser Abitur.
  Man
  sagt
  immer,
  dass
  der
  Mensch
  deshalb
  aus
  der
  Geschichte
  nicht
  lernen
  könne,
  weil
  menschlicher
  Geist
  historische 
  Zeiträume
  von
  Jahrhunderten
  und
  Jahrtausenden
  nicht
  überblicken
  kann,
  weil
  uns
  dafür
  eine
  innere
  Zähluhr
  fehlt,
  die
  für 
  solche
  Zeiträume
  geeignet
  ist. 
  Aber
  ist
  
  nicht
  auch
  schon
  eine
  Spanne,
  die
  seit
  unserem
  Eintritt
  ins
  Gymnasium
  vergangen
  ist, 
  für
  uns
  fast
  schon
  unbegreiflich?
  Vor
  49
  Jahren,
  genauer
  gesagt
  am
  2.
  September
  1952,
  sind
  wir
  als
  schüchterne 
  Gymnasialanfänger
  in
  das
  Neue
  Gymnasium
  eingezogen,
  das
  für
  9
  oder
  mehr
  Jahre
  unsere
  Schule
  sein
  sollte.
  Als 
  Außenstehender
  würden
  man
  hier
  vielleicht
  verständnisvoll
  nicken,
  als
  Betroffene
  wollen
  wir
  aber
  diesen
  Zeitraum
  nicht 
  begreifen.
  In
  einem
  zeigt
  sich
  unsere
  Unfähigkeit
  zum
  Messen
  von
  Zeit
  ganz
  besonders,
  wenn
  ich
  nämlich
  herumblicke,
  manche 
  Schläfen
  sind
  grau
  geworden,
  mancher
  von
  uns
  hat
  schon
  seinen
  60.
  Geburtstag
  gefeiert,
  das
  eine
  oder
  andere
  Fältchen 
  lässt
  sich
  nicht
  verbergen,
  auch
  nicht
  so
  manche
  Zunahme
  an
  Leibesumfang.
  Aber
  wenn
  ich
  in
  euere
  Gesichter
  sehe,
  ist 
  Älterwerden
  nur
  ein
  Schein,
  ich
  sehe
  euch
  um
  mich
  sitzen
  in
  den
  Schulbänken,
  in
  Wirklichkeit
  seid
  ihr
  für
  mich
  so
  jung
  wie 
  damals.
  Erst
  wenn
  man
  die
  Logik
  walten
  lässt,
  werden
  die
  40
  Jahre
  begreifbar.
  So
  mancher
  von
  uns
  hat
  es
  in
  der
  Zwischenzeit
  nicht 
  ganz
  einfach
  gehabt,
  für
  manche
  gab
  es
  schmerzliche
  Ehe-Scheidungen
  und
  Schicksale
  unter
  den 
  Angehörigen,
  etliche
  von 
  uns
  haben
  recht
  schwere
  Krankheiten
  durchmachen
  müssen,
  einigen
  wurde
  durch
  den 
  Tod
  der
  Lebensgefährtin
  ein
  schweres 
  Schicksal auferlegt.
  In
  der
  vergangenen
  Woche
  hat
  mich
  eine
  Nachricht
  erreicht,
  die
  mich
  arg
  erschüttert
  hat.
  Wie
  allen
  Klasskameraden
  habe
  ich 
  auch
  an
  Peter
  Steiner
  eine
  Einladung
  zum
  Klassentreffen
  geschickt.
  Einige
  Tage
  später
  kam
  der
  Brief
  zurück.
  Er
  war 
  offensichtlich
  von
  jemandem
  geöffnet
  worden,
  dann
  wieder
  zugeklebt
  und
  es
  wurde
  herzlos
  der
  Vermerk
  darauf
  geschrieben 
  "Zurück
  -
  Empfänger
  verstorben".
  Der
  Brief
  muss
  über
  die
  alte 
  Adresse
  an
  jemanden
  gelangt
  sein,
  der
  Peter
  Steiner
  kannte, 
  der
  es
  aber
  nicht
  für
  wert
  hielt,
  uns
  Näheres
  über
  seinen
  Tod
  mitzuteilen.
  So
  bleibt
  uns
  von
  unserem
  geheimnisvollen 
  Klassenprimus
  auch
  nach
  seinem
  Tode
  vieles
  unerklärlich
  und
  unverständlich.
  Hoffen
  wir,
  dass
  es
  uns
  Peter
  Steiner
  erlaubt, 
  eine
  Gedenkminute
  an
  ihn
  einzulegen,
  zusammen
  mit
  den
  Gedanken
  an
  die
  anderen
  Verstorbenen
  Klasskameraden
  Peter 
  Ruff, Peter Baier, Manfred Ermer, Joachim Raab und Udo Schmidt.
  Im
  Rückblick
  auf
  unsere
  Schulzeit
  drängt
  sich
  ein
  Vergleich
  mit
  der
  heutigen
  Zeit
  auf.
  Viele,
  sehr
  viele
  Bedingungen
  waren 
  damals
  noch
  ganz
  anders.
  1952
  gab
  es
  im
  kriegszerstörten
  Nürnberg
  rundum
  Ruinen,
  auf
  meinem
  Schulweg
  aus
  der 
  Badstraße
  über
  die
  Blumen-
  und
  Gleisbühlstraße
  zum
  Bahnhof
  stand
  anfangs
  kaum
  ein
  intaktes
  Haus.
  Die
  Zeit
  des 
  Wiederaufbaus
  nach
  dem
  Krieg
  und
  die
  Phase
  des
  Wirtschaftswunders
  fiel
  voll
  in
  die
  Zeit
  unserer
  Gymnasialjahre,
  man
  war 
  froh
  sich
  wieder
  satt
  essen
  zu
  können,
  in
  den
  Familien
  stabilisierte
  sich
  langsam
  die
  wirtschaftliche
  Lage,
  man
  war
  dankbar, 
  dass
  die
  Folgen
  des
  Krieges
  Schritt
  für
  Schritt
  
  
  überwunden
  werden
  konnten
  -
  insgesamt
  eine
  Zeit
  des
  politischen
  wie 
  privaten
  Wiederbeginns.
  Das
  war
  für
  alle
  eine
  Herausforderung
  und
  ich
  denke
  auch
  wir
  spürten
  damals
  ganz
  genau,
  dass 
  auch
  wir
  unseren 
  Anteil
  dazu
  zu
  leisten
  hatten.
  Schließlich
  standen
  uns
  in
  den
  60-er
  Jahren
  nach
  der
  Schul-
  und
  beruflichen 
  Ausbildung die Türen offen, man möchte fast sagen, jeder erdenkliche Berufs- und Karrierewunsch war auch erfüllbar.
  Ich
  ersinne
  diese
  Zeilen
  während
  der
  Aufsicht
  im
  Biologie-Abitur,
  vor
  mir
  sitzen
  meine
  Schüler
  der
  13.
  Jahrgangsstufe,
  in 
  wenigen
  Tagen
  werden
  sie
  ihr
  Abiturzeugnis
  in
  Händen
  haben
  und
  aus
  der
  Schule
  entlassen
  werden.
  Aber
  ihre
  Situation
  ist, 
  verglichen
  mit
  unserer
  Zeit,
  ganz
  anders.
  Harter
  Konkurrenzdruck
  herrscht
  oft
  schon
  von
  Kindergarten
  an,
  eine
  gute 
  Ausbildung
  zu
  haben,
  bedeutet
  lange
  noch
  nicht
  auch
  einen
  guten
  Job
  zu
  finden.
  Der
  Wandel
  in
  unserer
  Gesellschaft
  macht 
  es
  dazu
  den
  jungen
  Leuten
  nicht
  leicht,
  die
  Medien
  überschütten
  uns
  mit
  Informationen,
  Computer
  und
  Internet
  versprechen 
  unbegrenzte
  Informationsflut,
  die
  Werbung
  gaukelt
  uns
  ein
  sorgloses
  Leben
  in
  einer
  für
  alles
  offenstehenden
  Konsumwelt
  vor. 
  Viele unserer jungen Menschen werden unter diesen Einflüssen nur allzu früh klein geratene Ausgaben von Erwachsenen.
  Auch
  in
  den
  Familien,
  in
  denen
  unsere
  jungen
  Leute
  groß
  werden,
  hat
  sich
  vieles
  gewandelt.
  Wir
  Lehrer,
  die
  wir
  täglich
  mit 
  den
  Problemen
  der
  Jugend
  zu
  tun
  haben,
  müssen
  nur
  allzu
  oft
  erkennen,
  dass
  die
  Ursachen
  für
  persönliche
  Probleme
  der 
  jungen
  Leute,
  für
  Null-Bock-Mentalität
  und
  Versagen
  in
  der
  Schule
  im
  Versagen
  der
  Familien
  zu
  suchen
  sind.
  Mit
  dem
  Wandel 
  der
  Familienstrukturen
  einher
  ging
  auch
  ein
  Wandel
  der
  Wertvorstellungen,
  der
  nur
  allzu
  leicht
  zur
  Orientierungslosigkeit 
  werden kann. Ich denke, unsere Generation sollte froh und dankbar sein, dass uns vieles davon erspart bleiben durfte.
  Neben
  den
  Familien,
  in
  denen
  wir
  aufgewachsen
  sind,
  gehört
  zu
  den
  prägenden
  Faktoren
  bestimmt
  auch
  unsere
  Schulzeit 
  am
  Neuen
  Gymnasium.
  Wenn
  auch
  so
  mancher
  Groll
  über
  die
  eine
  oder
  andere
  Ungerechtigkeit
  unvergessen
  sein
  mag,
  wir 
  sollten
  doch
  unseren
  Lehrern
  von
  damals
  dankbar
  sein,
  auch
  wenn
  sie
  der
  Dank,
  der
  an
  dieser
  Stelle
  ausgesprochen
  wird, 
  nicht erreicht.
  Zurückschauend
  bin
  ich
  dankbar
  für
  meine
  Schulzeit,
  die
  mich
  geprägt
  hat,
  wie
  kaum
  eine
  andere
  Phase
  meiner
  Jugend
  und 
  - liebe Klasskameraden - dazu gehört auch ihr.
  Lasst
  uns
  nun
  heute
  (und
  hoffentlich
  auch
  noch
  möglichst
  viele
  morgen
  Vormittag)
  miteinander
  feiern
  und
  in
  alten 
  Erinnerungen
  schwelgen
  und
  lasst
  den
  Satz
  "Weißt
  du
  noch,
  wie
  damals....."
  zu
  einem
  der
  häufigsten
  Sätze
  des
  heutigen 
  Tages werden!
 
  
 
 
  Klassentreffen der Klasse 9a (Abiturjahrgang 1961) am Neuen Gymnasium Nürnberg