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Flammen in Tatoï
Homepage von Erika und Albert Kollmann
Der königliche Palast in Flammen König Konstantin I war während des ersten Weltkrieges offen für die Neutralität Griechenlands eingetreten und eine Beteiligung am Weltkrieg vermeiden, allerdings mit starker Anlehnung an Deutschland. Premierminister Venizelos dagegen wollte sein Land an der Seite der Entente (Frankreich, Großbritannien, Russland) in den Krieg führen, er wollte mit seiner "Megali Idea" griechischsprachige Gebiete in der Türkei und vor allem Konstantinopel erobern. Diese diametral entgegengesetzten Auffassungen waren für Griechenlands Politik eine schwere Belastung. Die Aliierten versuchten, in ihrem Sinne auf die königliche Familie Druck auszuüben. So beschuldigten die Engländer und Franzosen den König, er habe die Deutschen begünstigt, indem er eine heimliche Versorgung deutscher U-Boote mit Lebensmitteln erlaube. Für den Kontakt mit den Deutschen betreibe er auf dem Grundstück von Tatoï einen Radiosender. Es gab auch finstere anonyme Drohungen gegen die Familie. Irgendjemand streute z.B. das Gerücht in die Welt, der Wein in den Kellern von Prinz Christoph (Bruder des Königs) in Kifíssia sei vergiftet worden (was sich als unwahr herausstellte, als man den Diener zum Testen des Weins zwang und dieser gesund blieb). Am frühen Morgen des 14. Juli 1916, es war ein heißer, trockener Sommer, wurden die Majestäten in Tatoï durch einen scharfen Brandgeruch geweckt, in der Ferne konnte man ein gewaltiges Feuer beobachten das auf die königliche Residenz zuzukommen schien. Mit großer Sorge wurde die Situation beobachtet, gegen Mittag wollte der König mit einem Krisenstab die Situation näher in Augenschein nehmen, wurde aber schnell vom Feuer am Weiterfahren gehindert. Alle Personen verließen ihre Fahrzeuge und versuchten, sich zu Fuß in Sicherheit zu bringen. König Konstantin und sein Sohn Paul fanden einen noch begehbaren Ziegenpfad, aber der König stürzte und verstauchte sich den Knöchel, so dass er nicht mehr laufen konnte. Ein Soldat konnte ihn gerade noch retten, bevor sich die Flammen hinter ihnen schlossen. Die drei Autos jedoch waren den Flammen zu nahe und explodierten, 16 Soldaten und Chauffeure fanden den Tod. Kurz bevor die Flammen die Königliche Residenz erreicht hatten, konnten Einrichtungsgegenstände und Möbel in Sicherheit gebracht werden. Im Haus befand sich auch eine naturwissenschaftliche Sammlung mit Alkoholpräparaten. Prinz Christoph stieg auf den Uhrturm, um zu erkunden, ob die Straße nach Athen befahrbar sei. Im selben Augenblick explodierten die Gläser mit den konservierten Tieren und Christoph entkam mit knapper Not den Flammen. Nur das Haus der Königin blieb verschont, da es von immergrünem Laub umstanden war und nicht so leicht Feuer fing. Später fand die Polizei an drei unterschiedlichen Stellen im Wald leere Benzinkanister. Man erinnerte sich, dass kurz vorher ein französisches Aufklärungsflugzeug im niedrigen Flug das Gelände erkundet hatte. Außerdem hatten die Wachen kurz vor dem Brand ein Fahrzeug mit 4 Personen beobachtet, die ihnen aber entwischt waren. Es soll sich um eine Tat des britisch/französischen Geheimdienstes gehandelt haben. Quelle: Tomkinson, John L.: Attica - Greece beyond the guidebooks, Anagnosis, Athen 2002 Fußnote: Konstantin hat in Heidelberg studiert, war corporiert beim Corps Saxo-Borussia, (das sich übrigens während des Nationalsozialismus durch besonders viele aktive Widerstandskämpfer hervortat. Auch am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 war ein Saxo-Borusse, Albrecht von Hagen beteiligt). Konstantin war verheiratet mit der deutschen Prinzessin Sophie von Preußen
König Konstantin I. von Griechenland